Mein (römischer) Kräutergarten

Eine Auswahl an Kräutern, Gemüse, Obst & Gewürzen der römischen Antike und mittelalterlichen Klosterheilkunde, die ich in meinem Schaugarten gepflanzt habe. Diese wurden bereits im antiken Rom und den provinzialrömischen Provinzen – also auch bei uns in Germanien – verwendet und erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit. Da ich die experimentelle Archäologie sehr schätze, versuche ich die Rezepturen des Apicius und andere uns überlieferte Quellen von Rezepten zu studieren. Und die Zutaten entsprechend in meinem Garten anzubauen. Über die Jahre ist so ein schöner Küchen- und Heilkräuter-Garten entstanden. (Fotos: Petra Pettmann, http://www.pettmann.de)

In meinem Kräuter- & Heilpflanzengarten findet man:

Liebstöckel (Levisticum officinale)

Liebstöckel aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceen) war eines der Lieblingskräuter im antiken Rom. Eines meiner Lieblingsrezepte ist eine Paste aus Liebstöckel, Haselnuss, Garum und Olivenöl, die man zu Fleischgerichten und besonders gut zu Lukanischen Würsten essen kann. Rührt man diese Paste mit heißem Wasser an, so wandelt sich die braune Farbe in ein cremiges Weiß. Bei Apicius nennt man diese „Weiße Sauce“. Sie passt auch vortrefflich zu Huhn. Pflanzen Sie sich Liebstöckel im Garten an einem halbschattigen Platz und nicht direkt in der Sonne an, dann werden Sie jahrelang ihre Freude daran haben.

Weinraute (Ruta graveolens)

Die Weinraute ist mit Vorsicht zu genießen. Ihre Blätter sind stark aromatisch und riechen sehr intensiv. Streicht man im Garten auch nur zufällig an ihren Blättern, riecht man noch stundenlang nach ihr. Mir schmecken die Blätter der Weinraute eigentlich nur in Verbindung mit „Römischen Eiern“. Das sind hart gekochte Eier, die man hälftig teilt und in die gelbe Eimasse etwas Pfeffer, Garum (römische fermentierte Fischsauce), Liebstöckel und eben gerne auch wenigen ganz klein gehackten Blättchen der Weinraute mischt. Diese Masse wird dann in die Eihälften getan und auf einem Salatbett, z. B. Rauke, offeriert. Da die Weinraute giftige Chinolinalkaloide enthält, sollte man sie besser nicht verwenden.

Rosmarin (Rosmarinus officinalis)

So wie wir heute Rosmarin in der Küche verwenden, taten es die Römer nicht. Zur Römerzeit war Rosmarin wenn überhaupt, dann eine Medizinpflanze. In der heutigen mediterranen Küche gehört er aber einfach dazu. Der immergrüne Strauch gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceen). Die Blätter enthalten äthärisches Öl, Gerb- und Bitterstoffe, Flavonoide, Triterpensäuren und Triterpenalkohole. Sie sind schwach bakterien- und virenhemmend und haben einen krampflösenden Effekt.

Zitronenmelisse (Melissa officinalis)

Die Zitronenmelisse zählt zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceen). Ihre Blätter verfeinern viele Gerichte und sind auch als Tee – besonders abends – aufgrund ihrer krampflösenden und beruhigenden Wirkung zu genießen. An Salaten und in Saucen, ja sogar in Desserts schmeckt die Zitronenmelisse auch vorzüglich. Am besten immer nur die frischen Triebe vor der Blütezeit verwenden, die schmecken am besten.

Minze (Mentha arvensis)

Die Minze – von der es zahlreiche Arten gibt – gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceen). Nicht zu verwechseln mit der echten Pfefferminze, die erst im Jahr 1696 in England kultiviert wurde. Die herkömmliche Ackerminze war in ganz Europa verbreitet. Unsere heutigen Minzarten wachsen ausschließlich in Kulturen. In der Antike und bei den Römern kannte man die Minze als Arzneipflanze. Dioskurides empfahl eine Kulturform der Minze (Mintha) als wirksam gegen Brechreiz und Blutspucken. Plinius auch bei Durchfall, Atemnot und Gicht. Die echte Pfefferminze hat einen hohen Anteil an Menthol, welches krampflösend, kühlend, durchblutungsfördernd und desinfizierend wirkt. In der heutigen Küche findet Pfefferminze gerne Verwendung. Besonders beim libanesischen Salat Taboulé, oder zur Verfeinerung von Saucen. Bei römischen Gerichten fällt mir spontan Neros Traum ein. Hier bringt die Minze Frische ins Dessert. Mir schmeckt Pfefferminze am besten als Tee. Vorsicht beim Pflanzen im Garten ist geboten, denn die Pfefferminze verbreitet sich schnell im Beet und ist kaum zu bändigen. Aber ich finde das genial.

Salbei (Salvia officinalis)

In der Antike galten die Blätter des Salbeis als Sinnbild für das ewige Leben. Ihre harntreibende und blutstillende Kraft wurde bereits von Dioskurides gelobt. Heute ist bekannt, dass die Blätter ätherisches Öl, Gerb- und Bitterstoffe sowie Flavonoide enthalten, die bakterien- und virenhemmend, zusammenziehend, verdauungsfördernd und schweißhemmend wirken. In meinem Garten wachsen verschiedene Sorten die alle zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceen) gehören. Solche mit großen graugrünen Blätter, dickfleischig und sehr aromatisch, aber auch solche mit violetten Blättern, die weniger intensiv schmecken. Ob die Römer auch damit gekocht haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Wir jedenfalls kochen oft damit. Saltimbocca, einfach so gegrillt, als Kräuterbutter, oder einfach als Tee. Salbei schmeckt immer. Auch bei Erkältungen hilft der sud prima, da er entzündungs- und bakterienhemmende Wirkstoffe besitzt. Passen Sie aber auf, dass Sie die Blätter nur wenige Minuten ziehen lassen, sonst ist der Tee zu bitter.

Thymian (Thymus vulgaris)

Auch der Thymian gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceen) Geerntet wird kurz vor der Blüte. Wobei ich persönlich auch gerne die Blüten verwende. Thymian ist reich an ätherischen Ölen, Gerbstoffen und Flavonoiden. Thymol löst Hustenkrämpfe und ist wirksam gegen Bakterien und Viren. Wie die Römer Thymian verwendeten ist mir nicht bekannt. Seit der Antike ist Thymian als Gewürz- und Arzneipflanze bekannt und wurde wohl auch als Räucherwerk im kultischen Bereich genutzt.

Estragon (Artemisia dracunculus)

Im Alten Ägypten wurde Estragon destilliert um daraus Duftöl herzustellen, welches zu kultischen Zwecken im Tempel – hier der ISIS – in Räucherschalen verbrannt wurde. Vermutlich nutzten auch die Römer solche Duftöle in ihren Tempeln. Das im Estragon enthaltene Estragol soll eine canzerogene und erbgutschädigende Wirkung haben. Vom Verzehr wird daher abgeraten.

Petersilie (Petroselinum crispum)

In der Antike war die Petersilie eher eine Arzneipflanze und wurde wohl seltener als Küchenkraut genutzt. Die Petersilie gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceen). In meinem Garten wächst die glatte Petersilie, da ich die krause Blattform nicht mag. Das ätherische Öl der Petersilie ist harntreibend und verdauungsanregend. In hohen Dosen ist dieses Öl in dem Phenylpropan enthalten ist giftig. Die in der Petersilie enthaltenen Furanocumarine erhöhen zudem die Hautempfindlichkeit. Mir persönlich hat Petersilie noch nie geschmeckt und ich frage mich auch immer, warum diese zum Garnieren von Speisen im Restaurant genommen wird. Zum Glück immer weniger, da diese Unart meist in traditionell deutschen Lokalen anzutreffen war, die es bekanntlicher Weise kaum noch gibt.

Lauch

Zwiebeln

Schnittlauch

Zuccini

Basilikum

Knoblauch

Zitrone

Lorbeer

Lavendel (Lavandula angustifolia)

In der Antike wurde der Lavendel kaum beachtet, obwohl er sehrwohl bekannt war. Und auch Hildegard von Bingen rät vom Verzehr ab. Hingegen wurde und wird er gerne zum Räuchern oder gegen Motten in der Kleidung verwendet. Dass Lavendel eine beruhigende und schmerzstillende Wirkung hat, war allerdings schon bekannt. Innerlich angewendet wirken Lavendelblüten und Lavendelöl, welches auch Campher enthält entblähend auf den Magen und Darm und beruhigt. Äußerlich angewendet regen die ätherischen Öle den Kreislauf an. Auch der Lavendel gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceen). Besonders von der französischen Provence kennen wir die großen Lavendelfelder. Auf einer französischen Apfel-Tarte dürfen einige frische Lavendelblüten nicht fehlen. Ansonsten ist die Zubereitung als Tee bei nervösen Unruhezuständen und Schlafstörungen eher üblich. Es reicht aber auch schon einen Tropfen Lavendelöl aufs Kissen, oder ein Leinensäckchen mit Lavendel in die Nähe des Kopfes zu legen. Wie die Römer mit Lavendel umgingen ist mir nicht bekannt.

Mohn

Bohnenkraut

Schafgarbe

Majoran

Quendel

Koriander

Lein (Linum usitatissimum)

Lein wurde bereits in Siedlungen der ältesten Bandkeramik (ca. 5500 v.Chr.) nachgewiesen. Jedoch nicht als Leinöl, sondern als Samen. Auch die Ägypter kannten Lein bereits 3.000 v. Chr. als Nahrungsmittel. Es wird angenommen, dass daraus bereits seit dem frühen Neolithikum (LBK) auch Stoffe und Kleidung hergestellt wurden. Der echte Lein, auch Flachsgenannt, gehört zur Familie der Leingewächse (Linaceen). Leinsamen wurde in der Antike innerlich wie äußerlich angewendet. Die Samen des Leins bestehen zu einem großen Teil aus Ballaststoffen, darunter schwer verdaulichen Schleimstoffen, Zellulose und Protein, zu rund 40 Prozent jedoch aus fettem Öl. Soll heißen: rund zehn Prozent aus gesättigten Fettsäuren wie Stearinsäure und Palmitinsäure, rund 17 Prozent aus einfach gesättigten Fettsäuren und zu 73 Prozent aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie Omega-6-Linolsäure, Ölsäure und Omega-3-Linolensäure. Dies wusste man früher natürlich noch nicht. Die wohltuende Wirkung der Leinsamen war aber sicher bekannt.

Fenchel (Foeniculum vulgare)

Fenchel ist bereits seit dem Altertum eine geschätzte Gewürz- und Heilpflanze. Besonders die Fenchelsamen sind als heilend bekannt. Der Fenchel gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceen). Das ätherische Öl, welches größtenteils aus Anethol besteht, Flavonoiede und Sterole wirken krampflösend, entzündungshemmend und harntreibend. Wir kennen wohl am ehesten den Fencheltee, der aus den Fenchelfrüchten hergestellt wird. Besonders bei Verdauungsproblemen ist der Tee hilfreich. In welcher Form die Römer den Fenchel verwendeten ist mir nicht bekannt. Die Fenchelknolle war es wohl eher nicht.

Rosen

Äpfel

Quitten

Kirschen

Und in der näheren Umgebung:

Wacholder (Lüneburger Heide)